Biologin Brigitte Gerger:
12 % der Wiesen im Bezirk Jennersdorf sind in den letzten beiden Jahren verschwunden.
Geradezu dramatisch schwinden im Südburgenland die landwirtschaftlichen Wiesenflächen dahin. Allein in den letzten beiden Jahren sind im Bezirk Jennersdorf 111 Hektar verlorengegangen, das sind
12,7 % aller Wiesenflächen.
Im Bezirk Oberwart betrug seit 2011 der Schwund 169 Hektar, das sind umgerechnet 10,6 %. Im Bezirk Güssing sind 94 Hektar verlorengegangen, das sind 5,6 %. Insgesamt ist im Bezirk Güssing seit
1998 ein Viertel allen Grünlandes verlorengegangen.
"Auch im nächsten Jahr wird dieser Rückgang ungebremst anhalten", fürchtet die Biologin Brigitte Gerger. Sie beobachtet im Auftrag der Landwirtschaftskammer die Entwicklung des Grünlandes.
Hauptgrund ist das Auslaufen des österreichischen Agrar-Umweltprogramms ÖPUL im kommenden Jahr. "Viele werden die umweltgerechte Nutzung von Wiesen aufgeben, weil sich ohne ÖPUL-Mittel das Mähen
und Bewirtschaften nicht mehr auszahlt", so Gerger. Auch Heu werde immer weniger gebraucht, da die Rinderbestände im Südburgenland beständig sinken.
Aus den ehemaligen Wiesen werden in den meisten Fällen Äcker, die mehr Ertrag abwerfen. Aber auch Aufforstungen - beispielsweise im Neuhauser Hügelland - werden vorgenommen.
Umweltgerecht bewirtschaftetes Grünland ist auch aus Naturschutzsicht wichtig. "Auf einer solchen Wiese wachsen bis zu 90 verschiedene Pflanzenarten", weiß Gerger.
Die obersten Naturschutzbehörden der EU schlagen Alarm.
Die Diversität, die Vielzahl von Lebewesen die unsere Ökotope ausmacht,
ist dramatisch im Rückgang.
Mit ein Hauptgrund sind Umstellungen in der agrartechnologischen Landwirtschaft.
Der Bauer wird zum Aufgeben gezwungen oder muß sich hoch technisieren.
Was zur Folge hat, das dieser Berufsstand
jetzt als Naturvernichter bezeichnet werden kann.
So radikal wurde in der Vergangenheit nicht gegen letzte Habitate gefährdeter Fauna und Flora vorgegangen.
Die Gründe sind immer vielfältig,
aber am Beispiel Wiesen hier gezeigt.
War es in den letzen 10 Jahren schon schwierig Allerweltspflanzen zu finden, wie Beifuß oder Ackergauchheil, die laut Pflanzenbestimmungsbücher angeblich überall wachsen sollen...
so reduziert sich die Anzahl schon jetzt auf ein paar wenige Arten.
Statt den gewohnten 40 Arten auf einer Wiese nur noch 5,
andere Beispiele sehen eher noch schlechter aus.
1970 wurden in einem Flußbiotop (Iller) an einem Tag 67 Vogelarten gezählt,
heute sind es 8 !
Dieser Zustand existiert jetzt schon über 20 Jahre.
Er ist symtomatisch für das schleichende Sterben unserer Landschaft.
Irgendwann ist es auch vor unserer Haustür so weit,
aber schon wundert sich keiner mehr das es fast nur noch Amseln, Elstern, Krähen und Meisen gibt.
Unser Bewußtsein wird von den Medien und Kommunikationstechnologien
geschluckt, verändert und so ausgerichtet, das Natur digital stattzufinden hat;
und die reale "Natur" wird wie durch eine Fernsehbrille betrachtet.
Wir nehmen noch nicht einmal wahr was geschieht!
Wie sehr die Realitäten verschwimmen,
können wir am Beispiel Wildbiene erkennen:
Handbuch der Bienenkunde
Prof.Dr. Enoch Zander
1997
<<Von einer Gefährdung der Wildbienenfauna
oder Blütenflora kann keine Rede sein.
...selbst in einem von Honigbienen beherrschten Umfeld werden die Wildbienen nicht unterdrückt.>>
Lang lang ist's her Herr Zander.
Und er liefert auch gleich die heute sehr einleuchtende Erklärung:
<<Ohne ausreichendes Nahrungsangebot siedeln sich Wildbienen nicht an.>>
Heute
stehen wir
Die Verdrängung in naturnahen und natürlichen Räumen ist nicht als physische Verdrängung einzelner Wildbienen durch die Präsenz weniger oder vieler Honigbienen zu verstehen:
Aggressives Abdrängen kleinerer, schwächerer Wildbienen ist weder durch einzelne Honigbienen zu beobachten noch koordiniert durch einen ganzen Schwarm.
Die Verdrängung geschieht vielmehr durch Nahrungskonkurrenz:
Ein Pollenkorn kann nur einmal geerntet werden, und Nektar wird nicht unendlich produziert
Trachtpflanzen der Wildbienen
in tabellarischen Kurzportraits und Farbbildern
Amaryllidaceae – Narzissengewächse
Apiaceae –
Doldengewächse
Apocynaceae – Immergrüngewächse
Aquifoliaceae – Stechpalmengewächse
Araceae –
Aronstabgewächse
Araliaceae
– Efeugewächse
Asteraceae 1 – Korbblütler
Asteraceae 2 – Korbblütler
Balsaminaceae – Balsaminengewächse
Berberidaceae – Sauerdorngewächse
Boraginaceae – Rauhblattgewächse
Brassicaceae – Kreuzblütler
Buddlejaceae – Sommerflieder
Campanulaceae – Glockenblumengewächse
Caprifoliaceae – Geißblattgewächse
Caryophyllaceae – Nelkengewächse
Celastraceae – Spindelbaumgewächse
Convolvulaceae – Windengewächse
Crassulaceae – Dickblattgewächse
Cucurbitaceae – Kürbisgewächse
Dipsacaceae – Kardengewächse
Droseraceae – Sonnentaugewächse
Elaeagnaceae – Ölweidengewächse
Ericaceae –
Heidekrautgewächse
Euphorbiaceae – Wolfsmilchgewächse
Fabaceae –
Schmetterlingsblütler
Fumariaceae – Erdrauchgewächse
Geraniaceae – Storchschnabelgewächse
Grossulariaceae – Stachelbeergewächse
Hypericaceae – Stachelbeergewächse
Iridaceae –
Schwertliliengewächse
Lamiaceae –
Lippenblütler
Liliaceae –
Liliengewächse
Lythraceae
– Blutweiderichgewächse
Malvaceae –
Malvengewächse
Oleaceae –
Ölbaumgewächse
Onagraceae
– Nachtkerzengewächse
Orchidaceae – Knabenkrautgewächse
Papaveraceae – Mohngewächse
Potamogetonaceae – Laichkrautgewächse
Primulaceae – Primelgewächse
Ranunculaceae – Hahnenfußgewächse
Resedaceae
– Resedagewächse
Rhamnaceae
– Kreuzdorngewächse
Rosaceae –
Rosengewächse
Salicaceae
– Weidengewächse
Scrophulariaceae – Rachenblütler
Solanaceae
– Nachtschattengewächse
Tiliaceae –
Lindengewächse
Verbenaceae– Eisenkrautgewächse
Violaceae –
Veilchengewächse
Vitaceae –
Weinrebe